Musorščik (dt.: Der Müllmann)
Vremja 2015.
Der Müllmann lebt allein und hat einen klar geregelten Tagesablauf. Er fürchtet sich vor der Dunkelheit, vor dem eigenen Spiegelbild und insbesondere vor anderen Menschen. Er ist froh, nachts zu arbeiten, wenn niemand auf der Straße ist. Doch dann bricht Krieg aus; die Miliz quartiert beim Müllmann den „Durchreisenden“ ein. Und dieser Flüchtling kocht und singt und pflanzt Blumen auf dem Balkon! Vollkommen überfordert, fühlt sich der Müllmann bedrängt und sieht die Art, wie er sich in seinem Leben eingerichtet hat, attackiert. Als der Durchreisende verschwindet und nicht wiederkehrt, bleibt ein kummervoller Müllmann zurück: Wo ist der andere hin? War er überhaupt da? Und war es gut, dass er da gewesen ist?
Auf gut 60 Seiten hat Daria Wilke ein unheimliches, beinah surreales Szenario entworfen, das seine Leser am Ende mulmig-erregt zurücklässt: Das prägnante Satz-Staccato fügt sich zum sozio- und xenophoben Psychogramm eines Menschen, der eigentlich auf das Glück wartet und der von einem Seelenmüll loskommen will.