Daria Wilke, Russland


Daria Wilke, geb. 1976 in Moskau, ist eine wunderbar feinsinnige Stimme in der russischen Kinder- und Jugendliteratur. Sie wuchs in einer (Puppen-)Theaterfamilie auf und studierte in ihrer Heimatstadt Psychologie und Pädagogik. Danach Tätigkeiten als Lehrerin sowie im Radio, begann sie als Journalistin für verschiedene große Zeitungen in Moskau zu arbeiten. Im Jahr 2000 verschlug es Daria Wilke nach Wien, wo sie heute lebt und am Institut für Slawistik der Universität Wien arbeitet. Mit dem Schreiben für Kinder und Jugendliche begann Daria Wilke vor gut sieben Jahren. Sie ist gern gesehener Gast auf Literaturfestivals – in Russland und auch im deutschsprachigen Raum: Im Herbst 2015 eröffnete sie die Kinder- und Jugendbuchwochen Schleswig-Holstein.

Sorgfältig gewobene Texte und leichtfüßiger Stil treffen bei Daria Wilke auf hochsensible Themen. Die lakonisch erzählten Kurzgeschichten in ihrem Debüt Sonnenregen für Helden folgen einigen Jugendlichen durch einen russischen Datscha-Sommer. Eingefasst in sommerliche Freizeit- und Entdeckungsvergnügen beschreibt Daria Wilke, wie die Jugendlichen erste Erfahrungen mit Gruppendruck und dem zwischenmenschlichen Geliebt- und Verletztwerden machen!

Daria Wilkes Narrenkappe schlug in Russland (und den USA) große Wellen. Es thematisiert – trotz und zum Trotz des seit 2012 geltenden restriktiven Jugendschutz- und Homophobie-Gesetzes in Russland – die Welt des Theaters und seinen Möglichkeiten, Masken zu tragen oder von sich zu reißen und die eigene sexuelle Identität zu bekennen: Nicht ganz einfach – wenn es im Falle der Protagonisten Sem und dem Jungen Grisha die gleichgeschlechtliche ist.

In ihren neuesten Buch Der Müllmann nähert sich Daria Wilke dem Thema der Xeno- und der Soziophobie in einer parabelhaften Erzählweise an. Eines Tages klingelt die Miliz bei einem scheuen, kauzig bis menschenverachtenden Müllmann und quartiert bei ihm einen „Durchreisenden“ ein, der vor dem Krieg aus seiner Heimat fliehen musste. In kurzen, scheinbar nüchtern konstatierenden Sätzen entwirft Wilke das Psychogramm eines Menschen, der sich gezwungen sieht, sich mit jemand Fremdem, aber letztlich mit sich selbst auseinanderzusetzen.

© Foto: Petra Halwachs

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